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Donnerstag, 15. November 2012

ein Stadtbaum hat es nicht leicht




auf einer Internetseite las ich, dass Bergahorn ein natürliches Alter von 400 - 500 Jahren erreichen kann. In Klammern ist dort allerdings vermerkt: "Stadtgebiet: ca. 100". Wenn das nicht nachdenklich stimmt.

Solch Baum im Stadtgebiet hat es tatsächlich nicht leicht.

Gifte aus Autoabgasen wirken permanent auf ihn (wie übrigens auch auf uns) ein. Und das immer mehr. Fahren wir doch durch moderne Motorentechnik immer "sauberer und umweltbewusster" - reden wir uns jedenfalls ein. Obwohl - das CO2 dürfte den Bäumen gefallen.

oben: einer der wenigen älteren Bäume im Kiez, welche nicht stark beschnitten wurden. Lediglich einige Äste wurden gekürzt. Ein schöner und sichtbar ausbalancierter Baum. Er neigt sich nicht dem Wind, sondern einem Hochhaus ab, um mehr Sonne zu bekommen.


Besonders Stadtbäume werden permanent mechanisch beschädigt. Nicht durch ein Versehen oder Unachtsamkeit (kommt sicher auch vor), sondern hauptsächlich durch das bewusstes Entfernen, von uns Menschen störenden Ästen. Wir nennen es Verkehrsicherungspflicht, wenn wir mögliche Schäden an KFZ über tatsächliche Verletzungen von Bäumen stellen. Fettgedruckt zur Errinnerung: Bäume sind Pflanzen und sorgen im Verbund mit der Sonne dafür, das wir existieren und überleben. Beim Wandern durch meinen Kiez treffe ich kaum mal auf einen Baum, welcher nicht Wunden von abgesägten Ästen hat. Häufig sind es 20 und mehr solcher Verletzungen. Solche Wunden zu schließen und auch das gestörte Gleichgewicht wieder herzustellen und in die Wunden eindringende Angreifer abzuwehren, fordert von einem Baum, welcher in der Stadt sowieso nur selten über optimale Wachstumsbedingungen verfügt, sehr viel Kraft. Besonders die Pappeln bieten nach dem Laubabwurf einen jammervollen Eindruck. Die Fotos von zwei Eschen-Ahorn und einer Eiche, sind nur zufällig ausgewählte Beispiel solcher Beschneidungen.


Da es in der Großstadt eigentlich nie richtig dunkel wird, kommt für die Mehrzahl der Bäume noch die verringerte Lichtdifferenz zwischen Tag und Nacht dazu.

Ein echter Fachmann wird sicherlich noch weitere Probleme finden. Ich halte diese drei schon für erheblich und danke jedem Baum, der es trotzdem mit uns aushält.

Übrigens: während Mancher beklagt, es hätte dieses Jahr noch keinen Sommer gegeben - ich habe in der Stadt bereits jetzt (Mitte Juli!) Bäume gesehen, welche ihr Herbstkleid angelegt haben. Das mag gut aussehen. Zeichen eines gesunden Baumes ist es nicht. Bezeichnenderweise stehen diese Bäume (Spitz-Ahorn) in der Mitte einer sehr belebten Straße, sind dort von links und rechts den Abgasen ausgeliefert und stehen auch nachts voll im Licht.

In der Ausgabe 46 Der Berliner Woche (14.11.2012) konnte ich nachlesen, dass in Lichtenberg 32.000 Straßenbäume leben. Wie für die gesamte Stadt Berlin ist im Moment die Tendenz aber negativ. Es werden mehr Bäume gefällt, als neu angepflanzt. Nach Angaben von Lichtenbergs Bürgermeister Andreas Geisel, werden jährlich bis zu 50 Bäume neu gepflanzt. Durch eine Kampagne sollen in Lichtenberg 200 Straßenbäume (in Berlin bis 2017 10.000) dazu kommen. Für eine Spende von 500 Euro - das ist immerhin mehr als der Hartz IV Regelsatz - kann man dem Baum sogar seinen Namen geben. Ob man dafür auch das Recht erwirbt mitzureden, wenn es darum geht den Baum wegen der Verkehrssicherungspflicht zu beschneiden oder gar zu entfernen, wird nicht vermerkt. Es können auch kleinere Beträge gespendet werden. Über einen Link bekommt man ab 1.12. ein Spendenformular angezeigt. Wenn nur jeder hundertste Berliner jeweils 5 € spendet, sind die ersten 350 Bäume bereits finanziert. Positiv an dieser Kampagne sehe ich die offensichtlich vorhandene Erkenntnis über die Wichtigkeit von Bäumen. 1000 Euro kostet die Neupflanzung eines Baumes in Berlin. Ein Grund mehr, sorgsam mit den vorhandenen umzugehen.

Das Original dieses Blogbeitrages stammt vom 19.07.2012. Am 15.11.2012 ergänzt und neu veröffentlicht.

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