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Dienstag, 17. März 2015

Pappeln, Pappeln und nochmals Pappeln ....

Das ist praktisch die Fortsetzung von "sprachlos im BGFAS". Ich weiß nicht so recht, ob ich es als Happy-End betrachten soll. Schon mehrfach habe ich mich in diesem Blog etwas verärgert über den Grobverschnitt an Pappeln geäußert. So zum Beispiel im Mai 2014.  Oder eben im Februar 2013. Zur Problematik in diesem hatte ich bei dessen Erstveröffentlichung im Oktober 2012, gar eine Nachfrage beim zuständigen Amt vorgenommen. Die Antwort lautete zusammengefasst: Zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit haben nach einer amtlichen Kontrolle die betroffenen Pappeln diese Kroneneinkürzung erhalten. Die Pappel verträgt diesen notwendigen Rückschnitt im allgemeinen gut. Gern hätte das Amt darauf verzichtet. Es gäbe jedoch genügend Gerichtsurteile zu überlastigen Stark-Ästen. 
Dazu wäre meinerseits zu bemerken, dass derartige starken Beschneidungen, die eher als Kappungen zu bezeichnen sind, hier im BGFAS der Normalfall sind. Nur ganz wenige Pappeln sind diesem Zugriff bislang entgangen. Rein baumphysiologisch verträgt auch ein schnellwachsender Baum wie die Pappel, solch starke Verschnitte nicht gut. Dem Baum muss es nämlich gelingen, in angemessener Zeit die Wunde zu verschließen. Schafft er das nicht, können Pilze eindringen und den Baum ernsthaft schädigen. Das wissen die Fachleute sehr genau - daher schreibt die Baumschutzverordnung auch fest, dass oberhalb 15 cm Umfang eines Astes, dieser nicht einfach abgesägt werden darf. Weil der Baum dadurch, mit hoher Wahrscheinlichkeit in relativ kurzer Zeit zerstört wird. Und darum ärgert es mich, wenn selbst von Fachleuten im Amt behauptet wird: verträgt diesen notwendigen Rückschnitt im allgemeinen gut. Nein, im allgemeinen nicht. Und nur selten überlebt er längere Zeit.


Wie gesagt. Solcher Schnitt ist dennoch der Normalfall. Ich folgere daraus, dass wenn nicht gerade dieser Kappungsschnitt unternommen wird um Pappeln sukzessive aus der Stadt zu vertreiben, so wird doch das Resultat der Baumzerstörung billigend in Kauf genommen. Unterhalb einer möglichen Protestschwelle. Denn Baumpflege in städtischen Wohngebieten ist ja tatsächlich erforderlich. Wird daher von der überwiegenden Mehrzahl der Bürger auch akzeptiert. Bei gleichzeitiger Fällung aller Pappeln, dürfte sich doch eher Widerstand regen und vor allem würde das auch ernsthafte Untersuchungen nach sich ziehen. Solche Schnitte erzeugen auch genau das Gegenteil des erwünschten verbesserten Baumzustandes. Sie vermindern die Standfestigkeit.


Nun das doch eher Positive. Wegen der Fällung von 20 Bäumen habe ich beim Amt nach der Ursache dieser Fällung gefragt. Denn ein wenig komisch ist es schon, wenn die Standfestigkeit von Bäumen gerade dort besonders gefährdet ist, wo diese für geplante Bauarbeiten besonders stören. 
Die Antwort zeigt mir, dass man dort den Zusammenhang zwischen falscher Pflege und Verlust des Baumes kennt und dieses in Zukunft berücksichtigen wird. Die Leittriebe der Bäume sind in der Vergangenheit massiv gekappt und Seitenäste stark zurück geschnitten worden. Alte Schnittstellen (Ø-30 cm) (Einfügung von mir: die Verordnung erlaubt 15 cm Umfang, Ø 5 cm) sind erkennbar, welche massiv Totholz aufweisen und teilweise bis zu 2-3 m lange Neuaustriebe gebildet haben. Diese sind stark bruchgefährdet und müssten erneut massiv zurück geschnitten werden. Es besteht die Notwendigkeit die Pappel als Baumart durch standortgerechte Neupflanzungen abzulösen, d.h. höherwertigere und langlebigere Baumarten zu pflanzen im Zuge der planerischen Überarbeitung der Flächen.*

Ich danke hier auch offiziell für die versprochene Umsetzung der Erkenntnis, dass zu starke Schnitte den Baum zerstören und leite daraus auch ab, dass dieses in Zukunft vermieden wird. Mit den zu erwartenden Bußgeldern für Ahndung dieser nicht erlaubten Schnitte, kann man ja sicherlich die Neupflanzungen finanzieren. Vielleicht ist es auch möglich, bei der planerischen Überarbeitung von Flächen, den Schutz des Baumes u.a. durch eine großzügig frei gehaltene Baumscheiben zu berücksichtigen.

Meinerseits verspreche ich, an dem Thema dran zu bleiben und wenn erforderlich, das Amt einzuschalten. Persönlich würde ich auch gerne einmal einen Baumprüfer im Kiez begleiten. Nicht um ihm rein zu reden, sondern um mich zu bilden und mein Verständnis für diese Tätigkeit zu schärfen.

Um auch das zu sagen. Das Problem ist nicht das Amt, welches seinen Aufgaben nachkommen muss. Dabei die Balance zwischen Schutz der Bäume und Verkehrssicherheit zu halten hat - und welchem dabei offenbar nicht ausreichend Mittel zu Verfügung stehen. Unser Problembewusstsein ist der Knackpunkt. Und einer übergroßen Mehrheit von uns ist der Baumbestand völlig egal - Hauptsache er stört nicht unseren persönlichen Seelenfrieden. Durch eine krumme Platte auf dem Parkplatz, Blätter, Pollen, von Linden auf die Autos tropfender, klebriger Honigtau, Vögel welche sich vom Baum auf das Auto entleeren, herunterfallende Äste, Schatten welcher uns "zwingt", am Tage das Licht an zu schalten, Käfer welche vom Baum in die Wohnung eindringen. All das dominiert zu oft unsere Haltung zum Baum. 
Mein persönlicher Seelenfrieden ist durch den schonungslosen Umgang mit den Bäumen erheblich gestört. Als Bürger bin ich nämlich auch Eigentümer dieser Bäume. Und wir wissen: Eigentum verpflichtet.

Zum Schluss noch ein paar Fotos. Zuerst die Gegenüberstellung der Situation an der Albert-Hößler-Str. 2012 und 2015. Und dann positive Beispiele zur Pflege von Pappeln. Es gibt nämlich auch noch solche, welche - zumindest nach dem Augenschein, sorgsam gepflegt und maßvoll beschnitten sind. Einige davon, befinden sich auf dem Areal der Schulze-Boysen-Str. 47 - 61, bei welchen die Fällung von 4 starken Pappeln genehmigt wurde. Noch stehen die Bäume! Vielleicht sollte man noch einmal ernsthaft darüber nachdenken, ob die Bäume wirklich weg müssen. 

*diese Antwort betrifft die 10 Bäume an der Albert-Hößler-Straße. Für die an der Schulze-Boysen-Straße gefällten 10 Bäume, welche nach meinem, zugegebenermaßen nicht fachmännischen und von Baumsymphathie beeinflusstem dafürhalten, nicht zu den kaputt gepflegten Bäumen gehörten, habe ich inzwischen ebenfalls eine Antwort erhalten. Durch eine zuständige Mitarbeiterin wurde bei einem Ortstermin festgestellt, dass die Bäume geschädigt waren. Sie sollen durch Eschen ersetzt werden. Ich frage mich zum wiederholten Male.
- gibt es hier an Straßen nicht geschädigte Bäume?
- muss jeder geschädigte Baum gefällt werden?
- wäre die Fällung auch erforderlich gewesen, wenn nicht am Parkplatz gebaut werden sollte?

Dezember 2012
März 2015




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